Biedermeier
Die Zeit des Biedermeier ist kunstgeschichtlich gesehen die letzte Epoche des Klassizismus im deutschsprachigen Raum und zeitlich zwischen 1815 -1848 einzuordnen.
Aus dem Staatsgefüge des 19 Jh. heraus gab es eine Vielzahl von künstlerischen Zentren des Biedermeier, die alle ihre stilistischen Eigenarten entwickelten. Das, was wir heute als Biedermeierstil bezeichnen bekam seine Impulse auch aus dem wohlhabenden Bürgertum heraus. Nicht nur der Adel war Geschmack prägend, wie im vorausgegangenem imperialen Empire, allerdings waren auch weiterhin die Residenzstädte die Zentren der bedeutenden Möbelproduktionen.
Das Spezifische an dem Mobiliar dieser Zeit ist die Strenge der Formgebung, durch die sich der Möbelkorpus definiert – mit einer Ausgewogenheit der Proportionen. Als Gestaltungselement wurden ausdrucksstarke Furniere sorgfältig ausgewählt, um durch die Maserung, Farbe und die anschließende Politur die Flächigkeit des Möbels hervorzuheben.
Im Vergleich zum Empire ist eine stilistische Reduzierung zu erkennen. Die Möbel sind nicht nur auf Repräsentation ausgerichtet, sondern sollten den Ansprüchen des Alltags gerecht werden. Auf schmückendes Beiwerk wie Intarsienarbeiten und aufwendige Beschläge wurde weitgehend verzichtet. Als Vorlagenwerke für Tischler dienten z.B. das in Weimar zwischen 1785 bis 1827 erschienene “Journal des Luxus und der Moden” oder die in Berlin ab 1821 herausgegebenen Musterbücher “Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker” , in denen auch Karl Friedrich Schinkel seine Möbelentwürfe veröffentlichte. Diese Werke dienten als ästhetische Orientierungshilfe und hatten großen Einfluss auf die handwerkliche Ausführung. Regionale Unterschiede sind bei der Holzauswahl und der Gestaltung zu erkennen.
In Norddeutschland wurde häufig Mahagoni verarbeitet, welches über die Seehäfen, die Handelsbeziehungen zu England unterhielten, importiert werden konnte. Birke als heimische Holzart fand im norddeutschen sowie im Raum Berlin und Brandenburg Verwendung. Bei norddeutschen Möbeln sind Stileinflüsse aus England erkennbar. Und auch zu Berliner Entwürfen sind Parallelen zu erkennen, bei denen im Gegensatz zu Süddeutschland häufiger architektonische Elemente zur Gliederung des Möbels eingesetzt wurden. Biedermeiermöbel aus dem süddeutschen Raum wurden vorwiegend aus Kirschbaum gefertigt, aber auch Nussbaum war zum Furnieren beliebt.